VISSIM: Visualisierung und Animation von Fußgängerverhalten für Architektur, Stadt- und Verkehrsplanung

VISSIM Pedestrian Model, youtube

Mit einer neuen Version der Software VISSIM aus der Produktfamilie für die Verkehrsplanung PTV Vision lassen sich nun endlich auch Fußgängerströme genau darstellen. Die Technik ist vielseitig anwendbar für Verkehrsingenieurwesen und Transportplanung, für die Stadtplanung und –entwicklung, aber auch für die Visualisierungsmöglichkeiten von Architekten, die ihre Vorhaben der Öffentlichkeit anschaulich präsentieren möchten.

Bisher waren Fußgänger bei der darstellenden Verkehrsplanung eher schmückendes Beiwerk. Die Interaktion zwischen Fahrzeugen und Fußgängern ließ sich nicht digital umsetzen. Doch mit VISSIM gelingt es, den Faktor Mensch in der Stadt- und Verkehrsplanung besser zu berücksichtigen. Die Software beruht auf dem Einsatz des Social Force Modells nach Prof. Helbing.

VISSIM ist ein mikroskopisches Simulationswerkzeug. Fahrzeuge und Fußgänger können individuell abgebildet und simuliert werden. Der Nutzer der Software kann jedem Fußgänger eine eigene Geh/ oder Laufgeschwindigkeit zuweisen. Realitätsnah werden Wechselwirkungen zwischen allen Verkehrsteilnehmern abgebildet. Lichtsignale, Fußgängerüberwege, aber auch ungeregelte Straßenquerungen können modelliert und simuliert werden. Sogar willentliche Verkehrsverstöße von Fußgängern können abgebildet werden.



Dirk Helbig und Peter Molnar entwickelten 1995 das Social Force Modell. Hierbei wurden die Bewegungen der Fußgänger durch unterschiedliche Kräfte modelliert. Basierend auf der Newton-Dynamik werden die unterschiedlichen beeinflussenden Elemente berücksichtigt. Psychologische und physikalische Komponenten mussten eingebaut werden.

In der Regel bewegen sich Fußgänger zielgerichtet, sie bewegen sich mit einer gewünschten Geschwindigkeit auf ein Ziel zu. Doch verschiedene Attraktionen wie Schaufenster verändern ihre Richtung. Gegenüber anderen Menschen, Hindernissen und Gebäuden halten sie möglichst einen Sicherheitsabstand ein.

Die räumliche Betrachtungsweise bei der Verwendung von VISSIM ermöglicht zuverlässige Analysen von Fußgängerströmen. Die Software kam schon in zahlreichen Projekten zur Anwendung, wie bei der Planung der Hadsch in Mekka, einem extrem dichten Szenario.

Zuerst werden für den Prozess die Fußgänger in „Typen“, „Klassen“ und „Zusammensetzungen“ aufgeteilt. Eigenschaften wie Gehgeschwindigkeit und diverse andere Parameter werden festgelegt. Im zweiten Schritt wird die Darstellung statischer Objekte eingefügt, wie Flächen, Hindernisse, Stockwerke, Rampen, Treppen, Rolltreppen und Lichtsignale. Zuletzt werden die Zuflüsse, Routen und Ziele für die Fußgänger festgelegt. Unterstützend können Grafiken unterschiedlichen Formats (z.B. JPG oder DXF) als Hintergrund geladen werden. Für die Auswertung können Dichte, Geschwindigkeit, Fluss, Reisezeit und Zeitverlust gemessen werden.

Anwendungsgebiete:
In erster Linie werden Verkehrsplaner und –techniker die Software einsetzen, um unterschiedliche Verkehrssituationen realistisch bewerten zu können. Besonders an Orten mit hohem Fußgängeranteil wie Bahnhöfen, Flughafenterminals, Bus- und U-Bahn-Stationen ist die Simulation äußerst hilfreich. Neben dem Verlauf der Fußgängerströme lassen sich Anschlussverbindungen prüfen und Fahrpläne darauf abstimmen. Während zuerst mit dem Modul VISUM die entstehenden Verkehrströme großflächig berechnet werden, können im Anschluss mit VISSIM die mikroskopischen Fußgängerströme hinzugefügt werden.

Für die moderne Stadtplanung werden umweltfreundliche Fortbewegungsmittel immer entscheidender. Durch den Einsatz der Software können Städteplaner hochwertige Ergebnisse erhalten, um die Entstehung einer fußgängerfreundlichen Stadt zu ermöglichen.

Auch für Evakuierungsplanungen ist VISSIM ein wichtiges Simulationsprogramm. Für Veranstaltungsstätten, Hochhäuser oder Tunnel können im Vorfeld genaue Maßnehmen entwickelt werden, um im Ernstfall klare Anweisungen geben zu können. Denn wenn Menschen genaue eindeutige Anweisungen erhalten, wird die Gefahr des unkontrollierbaren Verhaltens erheblich vermindert. Bewegungsströme können zielgerichtet geplant und kontrolliert werden, wenn die entsprechenden baulichen und organisatorischen Vorkehrungen getroffen wurden.

Für Veranstaltungsorganisationen ist das Programm eine gute Unterstützung, um Großveranstaltungen seriös zu planen. Verkehrs- und Fußgängerfluss können im Rahmen der gegebenen Infrastruktur realistisch bewertet werden. Stadtplaner und Eventmanager können gemeinsam attraktive, umwelt- und sozialverträgliche Konzepte für Großveranstaltungen umsetzen.

In der Architektur bietet VISSIM vielfältige Möglichkeiten, um Vorhaben zu visualisieren und der Öffentlichkeit anschaulich zu präsentieren. Alle, die an der Stadtplanung beteiligt sind, vom Architekt bis zum Verkehrsingenieur, können gemeinsam die geplanten Projekte lebendig veranschaulichen. Auch Entscheidungsträger, die wenig oder keinen verkehrsplanerischen Hintergrund haben, werden in die Lage versetzt, die Bauvorhaben realistisch zu beurteilen. Bürger können besser in die Diskussion um die Gestaltung von Städten und Plätzen mit einbezogen werden.
Quelle: PTV AG Deutschland