3D in der Kartographie: vom 3D-Modell zur dreidimensionalen Landkarte

3D-Karten, image byhandelsblatt

Das Start-Up-Unternehmen MBM Systems aus Dresden hat eine interessante Nische entdeckt: dank optischer Täuschung produzieren die beiden Firmeninhaber dreidimensionale Papierlandkarten und weitere 3D-Printprodukte.

(c) mbmSystems GmbH

Wenn Thomas Gründermann und Alexander Haun ihre Produkte auf einer Messe präsentieren, ist der Stand dicht umlagert. Messe-Besucher sind immer wieder verblüfft über die erstaunlichen Tiefenwirkungen bei den Landkarten, die MBM Systems herstellt.

Gründermann: „Bis zu 20 Zentimeter Tiefenwirkung können wir mit unserer Technik erzeugen, und das ganz ohne Hilfsmittel wie Speziallicht oder 3D-Brillen.“  Möglich wird der 3D-Effekt durch Lentikulartechnik.

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Bei dieser Technik werden mehrere Perspektiven einer Landschaft oder eines Objekts in winzigen Streifen abwechselnd auf eine Spezialfolie aus winzigen Kunststofflinsen gedruckt. Rechtes und linkes Auge des Betrachters sehen unterschiedliche Perspektiven, da die Linsen das Licht in verschiedene Richtungen streuen. So wird eine optische Täuschung erzeugt, es entsteht der Eindruck räumlicher Tiefe.

Entwickelt wurde die Lentikulartechnik schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Produkte nannten sich zunächst „Stereobilder“. In den 80er-Jahren wurden so genannte „Wackelbilder“ modern, die je nach Blickwinkel zwei Bilder abwechselnd zeigten.

Für eine Umsetzung in der Kartografie war die Voraussetzung, dass es 3D-Modelle für die Landschaften gibt. Im Jahr 2000 wurde fast die gesamte Erdoberfläche von der US-Weltraumbehörde NASA vermessen, die Grundlagen für eine Karten 3D-Darstellung sind geschaffen.

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Für die Mars-Express-Mission vom Deutschten Zentrum für Luft- und Raumfahrt erhalten Dresdner Wissenschaftler am Institut für Kartografie den Auftrag, Techniken zur 3D-Darstellung von Landschaften zu entwickeln.

Thomas Gründermann ist mit im Team der Forscher, die zwei Jahre lang mit Algorithmen und Drucktechniken experimentieren, um maximale Tiefenwirkung und Präzision zu erreichen. Doch erst als sich Gründerman und Alexander Haun kennen lernen, wird die Technik zur Geschäftsidee.

Zum Startup-Beginn erhalten die beiden Inhaber 150.000 Euro vom ERP-Startfonds. Doch trotz der Begeisterung der das Produkt verläuft der Geschäftsstart schleppend. In einer zweiten Finanzierungsrunde werden über den High-Tech-Gründerfonds 2007 weitere 500.000 Euro in das Projekt finanziert.


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Den Durchbruch erzielen die Gründer erstaunlicherweise durch 3D-Motive im Postkartenformat. Am meisten Umsatz bringen 3D-Postkarten von der Erde und von unserem Planetensystem. Heute hat die Firma MBM Systems 14 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr konnten 1,4 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet werden, für 2010 erwarten die Inhaber schwarze Zahlen.

Der wichtigste Vertriebsweg für die dreidimensionalen Landkarten liegt weiterhin bei deutschen Publikumsmessen, doch auch der internationale Markt wird jetzt angegangen: zunächst steht Großbritannien im Fokus, es folgen USA und Asien.

Quelle: Handelsblatt

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