Bald mitwachsende Implantate dank 4D-Druck?

By Jörg Viola / 5. März 2014
Frau mit Cochlea Implantat

Ein Cochlea-Implantat kann nicht nur das Hören verbessern, sondern auch tauben Menschen das Hörvermögen zurückbringen. © aerogondo – Fotolia.com

Im Bereich der Hörtechnik werden Cochlea-Implantate zur Verbesserung oder Wiederherstellung des Hörens serienmäßig produziert. Doch nicht immer ist das Einsetzen eines Implantats erfolgreich. Der Grund: Jedes Ohr ist anders, die Serienmodelle passen nicht in jedes Ohr perfekt. Dies wirkt sich häufig negativ auf Tragekomfort und Hörqualität aus. Am Laser Zentrum Hannover werden Cochlea-Implantate mittels 4D-Druck erstellt. Jedes Modell kann so optimal an das jeweilige Ohr des Patienten angepasst werden.

Das Laser Zentrum Hannover taucht mit seinen individuellen Implantaten in die vierte Dimension ein: Denn nach dem Druck ist das Implantat verformbar und kann sich später wiederum in seine Ursprungsform zurückversetzen. Da ein Implantat so, wie es letztendlich geformt sein soll, nicht in das Ohr eingesetzt werden kann, sind nach dem Druck  eine Umformung für die Operation und später wiederum eine Rückumformung zur Anpassung an das Ohr nötig. Für die Umformungen sind so genannte „Memorymetalle“ verantwortlich. Diese können sich an ihre ursprüngliche Form „erinnern“ und sich wieder zurückverformen. Ein weiterer Vorteil des 4D-Drucks: Bei der Produktion werden keine wertvollen Rohstoffe verschwendet, was wiederum Kosten spart.

Bei der Operation wird das Cochlea-Implantat auf 60 Grad Celsius erwärmt. Die Wärme spricht die Memorymetalle an, welche die Umformung in die ursprüngliche Form in Gang setzen. Da dieser Prozess den 3D-Druck ergänzt und sich auf die zeitliche Dimension bezieht, spricht man hier von 4D-Druck.

Ein weiteres Projekt des Laser Zentrum Hannover erforscht die Herstellung von Implantaten, die „mitwachsen“ können. Diese könnten zum Beispiel Kindern bei der Behandlung der Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule), mehrfache Operationen ersparen. Zudem forscht das Institut an der möglichen Selbstauflösung von Implantaten, um die operative Entfernung überflüssig zu machen.

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Der 3D-Druck revolutioniert seit wenigen Jahren die Medizin, besonders im Bereich der Implantate. Doch die Technologie, die individuelle und passgenaue Implantate ermöglicht, kommt nur bei sehr wenigen Ärzten zum Einsatz. Dabei bieten die Resultate den Patienten deutlich mehr Lebensqualität.

Quellen:

http://hearing4all.eu/DE/Hearing4all/Vision/

http://www.welt.de/wissenschaft/article125102207/4D-Druck-macht-Produkte-beinahe-lebendig.html

Bild: © aerogondo – Fotolia.com