3D: Status quo und Zukunft

Das Avatar Filmplakat.

Das Avatar Filmplakat.

Leser des 3D-Magazins wissen es längst: Der Schritt in die Dreidimensionalität verändert unser Leben und unsere Gesellschaft. Längst reden wir nicht mehr von irgendwelchen „Spinnern“, die in abgeschiedenen Laboren an irgendetwas herumtüfteln, was dann ohnehin für die breite Masse keine Relevanz hat. Im Gegenteil: 3D ist in der Realität längst angekommen.

3D-Filme

Das gilt zum einen für die Medienwelt. Ob 3D-Fernseher, 3D-Kinofilme oder Computergrafiken, die dritte Dimension ist auf dem Vormarsch. Nach mehreren Anläufen in den vergangenen Jahrzehnten – bereits in den späten 1890er Jahren beantragte der britische Filmpionier William Friese-Greene laut Wikipedia ein Patent für 3D-Filme – hat es die 3D-Technik nun wohl definitiv in Kinos und Wohnzimmer geschafft. Als Durchbruch kann man sicher James Camerons „Avatar“ bezeichnen, der inklusive Vorbereitung fast 15 Jahre Entwicklungszeit benötigte. Inzwischen geht die Produktion der 3D-Filme schneller und es gibt immer mehr davon.

Nach Angaben der Filmförderungsanstalt (FFA) ist die Zahl der 3D-Besucher in den deutschen Kinos 2013 abermals gestiegen. Insgesamt haben 28 Millionen Kinobesucher ein Ticket für einen 3D-Film gelöst – fünf Prozent mehr als 2012 und damit so viele wie nie zuvor. Gleich drei 3D-Filme befanden sich im 2013 Jahr unter den Top 10 der Kinocharts: „Der Hobbit: Smaugs Einöde“, „Ich – einfach unverbesserlich 2“ und „Die Eiskönigin – völlig unverfroren“.

Hochwertige Inhalte fehlen noch

Auch im Heimkinomarkt hat sich die 3D-Technik durchgesetzt – wenn auch nicht so stark wie vermutet. 2010 ging die vom BITKOM geförderte Goldmedia-Studie „3D Home-Entertainment in Deutschland“ noch davon aus, dass bis 2015 hierzulande bereits jeder fünfte Haushalt über ein 3D-Gerät verfügen würde. Eine Studie des Unternehmensberaters PwC (PricewaterhouseCoopers) weist aber 2013 darauf hin, dass der 3D-Fernsehmarkt dringend neue Wachstumsimpulse braucht, um sich weiter durchzusetzen. Zwar seien die Verbraucher durchaus weiter bereit, in neue Technik zu investieren. Es fehlten jedoch nach wie vor hochwertige Inhalte in 3D.

8,7 Mrd. Euro Jahresumsatz

Eine große Rolle spielt 3D in Industrie, Architektur oder Medizin, zum Beispiel in der Visualisierung von Prototypen für Maschinen und Autos oder bei der Darstellung von Bauobjekten. Laut einer Untersuchung u. a. des Fraunhofer Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie von 2013 liegt das Volumen des deutschen 3D-Marktes bei 8,7 Mrd. Euro Jahresumsatz. Die Untersuchung identifiziert die sechs wichtigsten 3D-Anwenderbranchen in Deutschland: Herstellung von

  • Kraftwagen und Kraftwagenmotoren,
  • chemischen Erzeugnissen,
  • pharmazeutischen Erzeugnissen,
  • Maschinen für die Erzeugung und Nutzung von mechanischer Energie,
  • medizinischen Geräten und orthopädischen Erzeugnissen
  • und Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen und auch die Patentierungszahlen zeigten: Die Entwicklung von 3D-Technologien steht in einem hochdynamischen Umfeld, in dem bisher Institutionen und Akteure aus den USA das Tempo bestimmen. Bei den Veröffentlichungen hat Deutschland mit den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft einen herausragenden, grundlagenorientierten Forschungsakteur, der weltweit – zumindest nach der Anzahl der Publikationen – den Spitzenplatz einnimmt.

3D-Druck für alle

© 2013 Artec Group

© 2013 Artec Group

Am stärksten im Blickfeld des „Otto-Normalverbrauchers“ ist neben dem Film auch der Bereich 3D-Druck, der nicht nur die Industrie, sondern auch das tägliche Leben stark beeinflusst. Leser des 3D-Magazins wissen, dass man inzwischen Pasta, Zucker, Schmuck, Accessoires, Babybilder, Selfies und vieles mehr drucken kann. Das US-Marktforschungsunternehmen Gartner sagt aktuell für den 3D-Druck einen Zeitraum von fünf Jahren bis zur Etablierung der 3D-Drucker auf den Markt für Endkunden voraus. Bis zur vollständigen Akzeptanz und alltäglichen Nutzung der 3D-Drucktechnologie inklusive 3D-Scanner können weitere fünf bis zehn Jahre vergehen, so die Marktforscher.

Doch was bringt das Ganze? „Endlich können sich auch Menschen, mit beschränkter, räumlicher Vorstellungskraft komplexe Dinge vorab angucken und verstehen. Da dies nun möglich ist, wird die Kreativität aller stark gefördert, Neues schnell, einfach und verständlich umzusetzen“, bringt es 3D-Artist Florian Schaper von ANYmotion3D aus Bochum auf den Punkt. Er ist einer der vielen 3D-Experten, die auf der Plattform 3D-Union zu finden ist. Hier kommen Experten und Auftraggeber schnell und unkompliziert zusammen

Globaler Problemlöser?

Kann 3D gesellschaftliche Probleme lösen? „Ja“, sagt Sally Kohn, politische Kommentatorin des US-Senders CNN, die im April 2013 einen beachtenswerten Artikel darüber geschrieben hat. Ihrer Meinung nach könnte die Technologie künftig Hunger mildern, weil man Essen vor Ort drucken könnte, Obdachlosigkeit bekämpfen, indem man einfache Häuser druckt, Krankheiten heilen, indem man Organe druckt und die Diagnose verbessert, die Umweltverschmutzung eindämmen, weil 3D-Drucker Dinge vor Ort herstellen könnten und so die teure Verschiffung gespart werde, und schließlich Armut bekämpfen, weil Alltagsgegenstände wesentlich billiger hergestellt werden können.

Quellen:

https://www.igd.fraunhofer.de/sites/default/files/3D_Maerkte_Prognos_IGD_MC.pdf

http://www.3d-grenzenlos.de/magazin/marktforschung/gartner-hype-cycle-for-emerging-technologies-2014-bericht-2756853.html

http://edition.cnn.com/2014/04/30/opinion/kohn-3d-printers/

http://www.goldmedia.com/presse/newsroom/studie-3d-home-entertainment.html